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Juni 2025, Interview mit Michel Munch

Sie haben über 30 Jahre bei der Primus AG gearbeitet, zuletzt als Werkstattleiter. Welche prägenden Erinnerungen behalten Sie aus dieser langen Zeit?
Vor gut zwanzig Jahren hatte ich die Ehre, die komplette Leitung unseres Werks in Binningen zu übernehmen. In all diesen Jahren gab es natürlich viele prägende Momente. Besonders in Erinnerung bleiben mir die schönen Zeiten mit meinen Arbeitskollegen – bei Festen oder anderen Gelegenheiten zum Austausch, auch im privaten Rahmen, wie zum Beispiel bei unseren kleinen Weihnachtsfeiern oder gemeinsamen Ausflügen.
Was hat Sie motiviert, der Primus AG so viele Jahre lang treu zu bleiben?
In meinen 49 Berufsjahren habe ich nur selten den Arbeitgeber gewechselt. Bei Primus wurde ich stets mit neuen technischen und menschlichen Herausforderungen konfrontiert – Langeweile kam nie auf. Ich denke, dass die familiäre Atmosphäre und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, mir das Gefühl gab, am richtigen Ort zu sein, sodass ich weder den Arbeitgeber noch den Beruf wechseln wollte.

Wie hat sich die Arbeit im Laufe der Zeit verändert – technisch und menschlich?
Mit dem Einzug der Computer haben sich Technik und Kommunikationsmittel in über 40 Jahren enorm weiterentwickelt. Man musste mit dieser Entwicklung Schritt halten, auch wenn nicht alles besser ist als früher.
Auf menschlicher Ebene stelle ich wie viele andere fest, dass sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat. Viele junge Menschen – zum Glück nicht alle – haben heute einen Zugang zur Arbeitswelt, mit dem ich mich nicht immer identifizieren kann. Vielen fällt es schwer, sich zu engagieren und Leidenschaft für einen Beruf zu entwickeln. Dieses Desinteresse führt zu Demotivation, und so sind viele ständig auf der Suche nach etwas Neuem, ohne genau zu wissen, was sie im Leben erreichen wollen.
«Einer der schönsten – und zugleich schwierigsten – Erfolge war sicherlich der Umzug von Binningen nach Lyss mitten in der Corona-Zeit. »
Michel Munch, Leiter der Werkstatt in Pension
Gibt es einen Erfolg, ein Projekt oder eine Zeit, auf die Sie besonders stolz sind?
Aus technischer Sicht hoffe ich, ein paar positive Spuren hinterlassen zu haben. Einer der schönsten – und zugleich schwierigsten – Erfolge war sicherlich der Umzug von Binningen nach Lyss mitten in der Corona-Zeit. Es gelang uns, alles in den neuen Räumlichkeiten so einzurichten, dass sich alle Kolleginnen und Kollegen wohlfühlten, sicher arbeiten konnten und wir den gesetzten Zeitplan einhielten.
Welche Botschaft möchten Sie Ihren heutigen Kolleginnen und Kollegen mitgeben, insbesondere denjenigen, die neu im Unternehmen sind?
Ich denke oft an das Sprichwort: „Arbeiten, um zu leben – oder leben, um zu arbeiten?“
Ich möchte deshalb den jungen Mitarbeitenden und meinen Kolleginnen und Kollegen raten, das richtige Gleichgewicht in diesem Sprichwort zu finden – um im Beruf aufzugehen und gleichzeitig das Leben, die Familie und die Freunde in vollen Zügen zu genießen.
Die Jahre vergehen viel zu schnell!
Zum Schluss möchte ich der Familie Schoch herzlich für das Vertrauen danken, das sie mir all die Jahre entgegengebracht hat. Mit einem kleinen wehmütigen Gefühl gehe ich nun in den Ruhestand – leider auch mit dem Verlust des täglichen Kontakts zu vielen Kolleginnen und Kollegen.
